Walckerfreunde e. V.

Zur Krämer-Orgel

Seit Ostern 2018 befindet sich mit der Krämer-Orgel eine weitere historische Orgel in der Christuskirche. Die spätbarocke Orgel des Handschuhsheimer Orgelbauers Johann Andreas Krämer wurde 1787-1790 für die St.-Gallus-Kirche in Ladenburg erbaut. 1865 kam sie in die dortige St. Sebastianskapelle, wo sie bis in die 1960er Jahre und – nach einer Umarbeitung – von 1982 bis 2008 wieder gespielt wurde. Nach der Schließung und Entwidmung der Kapelle hat das Instrument nun in der Christuskirche eine neue Heimat gefunden. Der Dialog der beiden erstklassigen Instrumente in unserer idealen Orgelakustik begeistert schon jetzt die Gottesdienstbesucher und das Konzertpublikum.

Damit die Krämer-Orgel ihre volle Klangpracht entfalten kann, sind aber auch hier umfangreiche Arbeiten notwendig: Sie ist nach zwei Umzügen nicht mehr im architektonischen und klanglichen Originalzustand. Deshalb wurde sie zunächst nur provisorisch aufgestellt. Nachdem verschollene Original-Gehäuseteile aufgetaucht sind und von den Walckerfreunden angekauft werden konnten, ist die Zeit reif für den nächsten großen Schritt: Ab 2023 werden wir auch unsere zweite historische Orgel in ihren Ursprungszustand zurückversetzen.

So sieht sie momentan aus - und so ähnlich könnte die Krämer-Orgel nach der Restaurierung aussehen: 

Der in Handschuhsheim geborene Orgelbauer Johann Andreas Krämer (1730-1799) war vom elsässischen Orgelbau Johann Andreas Silbermanns beeinflusst und prägte als Mannheimer „Hoforgelmacher“ seinen eigenen kurpfälzischen Orgelstil, der von seinem Schüler und Schwiegersohn Joseph Anton Overmann und dessen Söhnen weiterentwickelt wurde. Krämers wenige erhaltene Instrumente sind von immens hoher handwerklicher und klanglicher Qualität und zeigen eine eigene, deutlich von den klanglichen Idealen der „Mannheimer Schule“ beeinflusste Stilistik, in der sich die bereits Orgelbau-Entwicklungen des 19. Jahrhunderts (terassendynamisches Konzept, Zunahme von 8’-Grundstimmen) andeuten.

Unser Instrument mit seiner weitgehend originalen Substanz – Hauptgehäuse, Schleifladen, Manualklaviaturen, Registerzüge und 85% des Pfeifenmaterials stammen noch von Krämer – zeugt davon: Aufgeteilt in ein großzügig ausgestattetes Hauptwerk und ein deutlich leiseres Echowerk finden sich unter seinen 18 Registern immerhin sechs 8’-Register, darunter mit der Gambe und dem Salicional zwei barock intonierte Streicherstimmen. Als elsässisch-französische Zutat kann man das prachtvoll-farbige Kornett und die kraftvolle Trompete auf dem 1. Manual ansehen.

Mit ihrer hellen und klar zeichnenden Intonation ist die Krämer-Orgel ein bedeutendes Zeugnis für den kurpfälzischen Orgelbau des späten 18. Jahrhunderts, in dem sich barocke Farbigkeit mit kantabler Wärme verbinden. Leicht ungleichschwebend gestimmt (Valotti) eignet sich das Instrument für das Orgelrepertoire vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert, insbesondere auch für die Werke Johann Sebastian Bachs.

2017 wurde die Krämer-Orgel von der Heidelberger Christusgemeinde erworben und von der Orgelbaufirma Andreas J. Schiegnitz im Februar und März 2018 in Ladenburg ab- und in der Christuskirche wiederaufgebaut. Sie wurde am Ostersonntag 2018 eingeweiht und ist seitdem sonntags in Gottesdiensten sowie regelmäßig in Konzerten zu hören.